Page 77 - Handbuch Handel mit Zukunft
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HANDBUCH HANDEL MIT ZUKUNFT
Kapitel 1.14 / Internet of Things
der Daten des eigenständigen Informations- austauschs zwischen Produktionsmaschinen, Lagersystemen und Betriebsmitteln entste- hen, ergeben sich diverse Vorteile: Produk- te können e zienter hergestellt und die Pro- duktqualität kann verbessert werden. Der Energieverbrauch kann optimiert werden, da die einzelnen Teilnehmer eines IoT-Netz- werks nur dann aktiv sind, wenn sie wirklich benötigt werden. Durch die Nutzung moder- ner Technologien wird der Arbeitsplatz auch für die Mitarbeiter attraktiver. Zudem kön-
nen Produkte kundenindividueller herge- stellt werden, wodurch die Kundenbindung verbessert wird.
Von entscheidender Bedeutung beim IoT ist das  ema Sicherheit. Schließlich können Hacker nicht nur Daten stehlen oder verän- dern, sondern auch die Steuerung der Din- ge übernehmen. Das Gefahrenpotenzial etwa im E-Health-Bereich oder bei Steuerungs- systemen eines Kra werks ist daher außer- ordentlich.
IoT & Industrie 4.0: Trends
Smart Home
Von einem Smart Home spricht man insbe- sondere, wenn sämtliche im Haus verwende- ten Leuchten, Taster und Geräte untereinan- der vernetzt sind, Geräte Daten speichern und eine eigene Logik abbilden können.
Dabei besitzt das Smart Home eine eigene Programmierschnittstelle, die (auch) via In- ternet angesprochen und über erweiterbare Apps gesteuert werden kann. Eng verknüp 
mit dem Smart Home ist das Smart Metering, also die intelligente Regulierung des Energie- verbrauchs.
E-Health
Das Internet of  ings be ügelt die E- Health-Branche, schließlich können hier ein- gesetzte Produkte sowohl der medizinischen Vorsorge und Überwachung dienen als auch zur Behandlung. So können beispielsweise Diabetiker in Echtzeit bei Veränderungen
Weiterführende Reportagen aus TREND REPORT
He  3/2015 „Vernetzte Gesellscha “
„Industrie 4.0: Vision wird Realität“, Autor Chris Löwer
http://trendreport.de/industrie-4-0-vision-wird-realitaet-2/
He  2/16 „Standort Deutschland digital“ Reportage „IoT: Beginn der Vernetzung“, Autor Chris Löwer, http://trendreport.de/iot-beginn-der-vernetzung/
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Treiber & Trends
TREND REPORT Oktober 2015 | Industrie 4.0 21
Industrie 4.0:
Vision wird Realität von Chris Löwer
Künstliche Intelligenz ist das Schlagwort der aktuellen industriellen Evolution. Die TREND-REPORT-Redaktion stellt den neuen Wachstumstreiber für den Standort vor.
M enschen, Ma- schinen und in- dustrielle Pro- zesse vernetzen sich intelligent, Bauteile kommunizieren mit Produkti- onsanlagen, die selbst über sich wa- chen und beizeiten eine Reparatur ver- anlassen oder sich gleich selbst warten. Das sind die Verheißungen der Indust- rie 4.0. Durch das Internet getrieben, wachsen reale und virtuelle Welt zum Internet der Dinge (IoT) zusammen, was vor allem im produzierenden Ge- werbe zu einem dramatischen Wandel führen wird: Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Sie wird eine massenhafte und hoch exible Produktion individu- eller Waren ermöglichen, wobei Kun- den und Geschäftspartner mit ihren Wünschen direkt in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse eingebunden werden. „Ich bin davon überzeugt, dass selbstlernende Automatisierungslösun- gen die industrielle Revolution 4.0 ein- läuten“, sagt Jörg Vollmer, CEO von Swiss Post Solutions, einer Konzerntochter der Schweizerischen Post. „Intelligente Au- tomation wird bestehende Geschäfts- modelle in fast allen Branchen revoluti- onieren.“ Erhebliche Potenziale bestehen
seiner Meinung nach z.B. im Back-o ce- bereich etwa von Reiseveranstaltern, Energieversorgern oder Versicherungen. Über die Smart Factory hinaus werden Produktions- und Logistikprozesse in Zukunft unternehmensübergreifend ver- netzt, um den Material uss zu verbes- sern, mögliche Fehler frühzeitig zu er- kennen und hoch exibel auf veränder- te Marktbedingungen reagieren zu können. Und das während des gesam- ten Lebenszyklus eines Produktes: von der Idee bis zum Recycling.
von PTC. Treiber der Entwicklung ist letztlich die „Information-Generati- on“, wie das Soft- und Hardware- unternehmen EMC gut informierte, vernetzte und kritische Konsumenten nennt. Nach einer EMC-Studie gehen 96 Prozent der befragten Unterneh- men davon aus, dass neue Technologi- en die Geschäftsprinzipien für immer verändert haben. Und 93 Prozent sagen, dass diese Veränderungen auch gänz- lich neue Kundenerwartungen mit sich bringen: Moderne Konsumenten wür- den vor allem einen schnellen, indivi- dualisierten Rund-um-die-Uhr-Zugri  auf Services schätzen, der zunehmend über Mobile Devices erfolgen wird. Die Signale der neuen Zeit werden er- kannt: Nach einer Erhebung von Pri- cewaterhouseCoopers (PwC) will die deutsche Industrie in den nächsten fünf Jahren 40 Milliarden Euro jährlich in Anwendungen von Industrie 4.0 inves- tieren. Davon versprechen sich die Un- ternehmen E zienzsteigerungen von knapp 20 Prozent und Kosteneinspa- rungen, aber auch qualitative Vorteile wie mehr Flexibilität.
trendreport.de
„Die neue Datenwelt ermöglicht es so- gar, einen digitalen Zwilling eines phy-
Vollständiges Interview mit Lars Schmermbeck, Regional Channel Mana- ger DACH Region bei Zebra Technologies, und Hans-Jörg Tittlbach, CEO, ICS Group, über zukün ige Wertschöpfungsketten. Zebra ist Marktführer bei Logistik-Pro- zessen im „Industrie-4.0-Zeitalter“. Der Partner ICS Group hil  Unternehmen bei der Analyse, Integration und dem Betrieb der Lösungen: www.trendre- port.de/zukun _supply_chain Gastbeitrag von Jim Heppelmann, CEO von PTC, „Zwei Welten verschmel- zen zu einer DNA“. Den kompletten Gastbeitrag finden Sie unter: www. trendreport.de/jim_heppelmann
Digitale Zwillinge: von der Idee bis zum Recycling sischen Produkts zu erscha en und je- derzeit über Zustand und Performance genauestens informiert zu sein. Somit werden Unternehmen zukünftig nicht mehr nur mit ihren Kunden über ein Produkt sprechen, sondern mit dem
Eine wesentliche Rolle werden Investitionen in Cyber-Physische-Sys- teme (CPS) spielen. Das sind Systeme
Produkt über den Kunden“, erklärt Jim Heppelmann, Präsident und CEO
c.loewer@trendreport.de
Auf unserer Website finden Sie weitere Interviews und Hintergrundgespräche, die wir im Zuge der Recherche geführt haben:
Neue Managementansätze für die In- dustrie 4.0. Fachbeitrag von Frank Wel- ge, Supply-Chain-Management-Spezialist: www.trendreport.de/business- transformation
Bildmotiv Copyright: flickr.com / Steve Jurvetson
TREND REPORT Juni 2016 | Industrie 4.0 11 von Chris Löwer,
IoT: Beginn der Vernetzung
Die umfassende Vernetzung verwirft Branchengrenzen, bietet Raum für disruptive Ge- schäftsmodelle, senkt Eintrittsbarrieren: Industrie 4.0 und das Internet der Dinge sind da.
Regierende in Peking nennen es: „Made in China 2025“. Damit gemeint ist die vierte industrielle Revoluti- on, für die der Begri , Made in Ger- many, „Industrie 4.0“ lautet. Deutsch- land gilt in der Welt als Vorreiter für das umfassend digitalisierte und vernetzte Geschäft, bei dem reale und virtuelle Welten zu cyberphysischen Produkti- onssystemen verschmelzen. Doch die neuen Möglichkeiten erscheinen man- chen Mittelständlern noch fremd und furchtbar visionär. Wenn sie aus dem Jahr 2025 zurückblicken werden, könn- te es gut sein, dass sie erkennen werden, dass die vermeintlich visionäre Verän- derung genau heute, im Jahr 2016, konkrete Formen angenommen hat. Wir befinden uns mitten in ei- nem fundamentalen Wandel. Wahr- scheinlich werden wir bald merken, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt Teil einer wichtigen Entwicklung waren. Um die neuen Chancen des IoT zu nutzen, müssen Unternehmen neue Geschäftsmodelle entwickeln – weg vom reinen Produkt, hin zum Service. Allein ein kurzer Gang über die diesjäh- rige Hannover Messe zeigte, dass die Zukunft begonnen hat: vorausschau- ende Wartung von Maschinen, Repa- raturen, die auch Ungeübte dank Aug- mented Reality meistern, virtuelle
Konstruktion, die Entwicklungszeiten drastisch schmelzen lässt und ein nie dagewesenes Maß an Individualisie- rung scha t. All das passiert: jetzt. Bei Fiat-Chrysler schweißt, formt und fügt eine Batterie weitgehend autonomer Roboter von Kuka Karosserien des Jeeps Wrangler – in 77 Sekunden. Mehr noch: In der vernetzten Fabrik gibt es keine quälenden Umrüstzei-
Boureanou, Geschäftsführer Eurodata Tec. Man muss sich nur die Welt in na- her Zukunft mit 50 Milliarden ver- netzten Dingen vorstellen. Dazu kom- men noch Millionen von Apps, die notwendig sind, damit die Menschen mit diesen Dingen interagieren können. Kein Zweifel: Die Bausteine für Indust- rie 4.0 sind vorhanden. Jetzt geht es darum, diese Technologien in Erfolg versprechende Geschäftsmodelle um- zusetzen. Und die Digitalisierung eines Unternehmens wird von der Produkti- on ausgehen – hier startet die Welle. Wer auf ihr mitreiten möchte, sollte sich an den Gedanken eines „Digital Enterprise“ gewöhnen und in IoT-Di- mensionen denken. „Zum durchgän- gig digitalisierten Unternehmen wer- den, darin liegt die Chance für den deutschen Mittelstand“, ist Laurent Blanchard von Dassault Systèmes über- zeugt. Nur so werde es gelingen, Tech- nologien schneller zu adaptieren. Ein Hilfsmittel hierfür sieht Blanchard in Collaboration-Plattformen, auf denen sich alle Unternehmensabteilungen „tref- fen“ können, um gemeinsam an inno- vativen Produkten und Projekten ar- beiten zu können. „Über Unterneh- mensgrenzen hinweg lassen sich damit Ideen austauschen“, erklärt Blanchard. Wenn kreative Köpfe mit weitem Ho- rizont zusammensitzen, können so fortschrittliche Ideen wie die Speedfac-
ten mehr, um auf einer Ferti- gungsstraße verschiedene Modelle zu bauen – die Kuka-Roboter organisie- ren sich selbst. Von da an ist der Weg zu einer kom- plett autonomen Fabrik nicht mehr weit, in der Ma-
schinen untereinander kommu- nizieren wie auch mit den Teilen, aus denen sie hochindividuelle Produkte fertigen. Sie planen den Prozess selbst, bügeln von allein Fehler aus und repa- rieren sich ohne fremde Hilfe. IoT macht‘s möglich.
„Beim ‚Integrated-Industry- Ansatz‘ geht es um ganzheitliche Konzepte und Services, die nicht im Alleingang umgesetzt werden können. Aber gerade das ist für deutsche Mittel- ständler eine überaus attraktive Mög- lichkeit, sich zu di erenzieren. Hier können sie ihre vorhandene Kernkom- petenz mit neuen Industrie-4.0-Tech- nologien erweitern“, erläutert Lumir
c.loewer@trendreport.de





















































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